Es ist der Sommer 2017. Ich ziehe wieder nach Deutschland, nachdem ich die letzten drei Jahre meines Lebens in Maastricht in den Niederlanden gelebt und studiert habe. Immer an meiner Seite: Jake. Klar, wir beide waren schon vorher einiges gewohnt, schließlich haben wir uns in Kanada kennengelernt und sind seitdem regelmäßig on the road. Aber vor meinem Auslandsstudium hatte ich dann doch ein bisschen mehr Respekt. Jeder, der im Ausland mit Hund studiert, stellt sich vorher Fragen wie:
Wie kann unser Alltag gelingen?
Dürfen Hunde mit in die Uni?
Was mache ich mit dem Hund, wenn ich länger nicht da bin?
Kann er überhaupt bei mir leben?
Nun ja, es hat geklappt. So wie immer. Und wirklich schwer ist das Ganze auch nicht, wenn man ein paar Dinge beachtet.
Ankunft im Ausland – Wohnen mit Hund
In den ersten 6 Monaten in meiner neuen Heimat habe ich in einer 4er-WG gewohnt. Die Mitbewohner waren sehr entspannt und das traf auch auf den Hund zu. Sie freuten sich total, einen so flauschigen und liebenswerten Vierbeiner in der Wohnung zu haben und sind sogar teilweise mit ihm Gassi gegangen. Man könnte sagen, Jakepot! Allerdings war es wie gesagt nur für ein halbes Jahr und ich musste mir währenddessen schon eine neue Bleibe suchen. Es war die reinste Katastrophe. Wochenlang habe ich Leuten geschrieben, auf Social Media-Kanälen gepostet und Mitstudenten gefragt, aber immer dasselbe: Mit Hund keine Chance. Ich hätte es nie gedacht, aber so offiziell hätte ich wohl nie etwas bekommen. Ich habe mir natürlich überlegt, ob ich Jake nicht einfach ohne ihn zu erwähnen mit in die neue Wohnung nehmen soll…
Jedenfalls hatte ich irgendwann eine Wohnung gefunden und habe erst mal nichts gesagt. Ich fühlte mich dabei aber nicht gut und hatte kurz vor dem Einzug eine Idee: Warum gehe ich nicht einfach mit Jake beim Vermieter vorbei und frage ihn direkt? Ich wohnte noch in der WG und Jake war ja bei mir in Maastricht. Gedacht, getan. Ich vereinbarte mit dem Vermieter einen Termin, weil ich noch “eine oder zwei Fragen” hätte. Wir gingen hin und tataaaa: er willigte ein! Wer weiß, wie er statt der direkten Konfrontation auf eine Mail reagiert hätte. Ein ausgeglichener und freundlicher Hund öffnet einem also so manche Tür.
Wenn du auch überlegst, deinen Hund mit ins Ausland zu nehmen, würde ich erst im Internet nach Wohnungen suchen und bei Bekannten vor Ort nachfragen. Kennst du noch niemanden oder findest du keine Wohnung, die offiziell Hunde erlaubt? Dann würde ich dir tatsächlich empfehlen – falls möglich – erst mal für ein paar Wochen oder Monate in eine Wohnung zu ziehen und vor Ort zu suchen. Man lernt so schnell neue Leute kennen und kann sich dann gezielt umhören. Manchmal dauert es halt etwas länger.
Studieren mit Hund
Ein Studium mit Hund in Maastricht ist sicherlich nicht optimal, denn es gibt ein entscheidendes Problem: Hunde sind in der Uni nicht erlaubt. Entweder musste Jake also zuhause bleiben oder draussen vor den Seminarräumen warten (das ging aber auch nur, weil er direkt vor den Fenstern sitzen konnte und wir dadurch nur durch die Scheibe getrennt waren). Grundsätzlich habe ich ihn bei längeren Veranstaltungen nicht mitgenommen, bei kürzeren aber schon. Ich kenne es noch von meinem Erststudium in Würzburg, dass Hunde erlaubt sind und auch mit in die Vorlesungen dürfen. Das klappt wunderbar und ich war auch nicht der Einzige, der von diesem “Recht” Gebrauch gemacht hat. Jake ist durch die Veranstaltungen allerdings auch nicht schlauer geworden, aber darum soll es hier ja auch nicht gehen.
Ich musste im Ausland also Einschränkungen hinnehmen. Gerne wäre ich häufiger in die Bibliothek gegangen, um allen Mitstudenten zu zeigen, welch vorbildlicher Streber ich doch bin, aber ich habe mir dann zuhause eben meine eigene Bibliothek errichtet. Auf der Couch. Und natürlich immer sehr erfolgreich, was das Studieren betrifft!
Bei den meisten anderen Aktivitäten war Jake jedoch dabei. Beim durch die Stadt schlendern, beim Einkaufen, bei Freunden. Sogar auf der Arbeit als Deutschkursleiter konnte ich ihn dabei haben. Ein fast normales Studentenleben halt. Eine interessante Erkenntnis aus der Studienzeit ist, dass es nicht viele Studenten mit Hunde gibt, aber viele von Ihnen Hunde mögen. Ich wurde oft angesprochen und nicht selten haben sich tolle Gespräche ergeben, die es ohne Jake nie gegeben hätte. Damit stehen einem natürlich ein paar Türen offen, denn so kann man seinen Vierbeiner guten Gewissens zeitweise bei Freunden unterbringen, wenn man lange arbeiten muss oder sehr krank ist. Die beste Grundvoraussetzung ist natürlich, wenn man einen ausgeglichenen und freundlichen Hund hat. Mit einer guten Bindung zum Hund kann man da sehr viel erreichen.
Da meine Freundin in den drei Jahren die meiste Zeit bei München studierte (Luftlinie Maastricht-München: 700 km), sind Jake und ich regelmäßig mit der Bahn gependelt. Wie das genau funktioniert und welche Tipps das Bahnfahren mit Hund sehr entspannt machen, kannst du hier nachlesen. Auch nähere Ausflüge nach Köln, in die Region oder nach Belgien waren mit dem Zug oder per Mitfahrgelegenheit keine Seltenheit.
Mir hat es sehr geholfen, Jake schon vor dem Studium gehabt zu haben, da ich ihn dadurch schon vor Beginn des Studiums sehr gut kannte. Ich wusste also, was ich ihm und mir zumuten kann und wie wir zusammen ein Auslandsstudium bewältigen können. Hat man diese Kenntnis nicht, würde ich generell davon abraten, sich direkt vor dem Beginn eines Studiums einen Hund zuzulegen, egal ob im Ausland oder hier in Deutschland.
Es lohnt sich in jedem Fall, sich vor einem Auslandsstudium zu informieren, ob die jeweiligen Hochschulen Hunde erlauben oder nicht. Es erleichtert den Alltag natürlich sehr, wenn sie mitgehen können. Toll ist es auch, wenn – wie in meinem Fall – die eigene Familie (ein besonderer Dank geht raus an die beste Mutter der Welt) oder Freunde den Hund immer wieder für eine Zeit lang nehmen können, wenn man z.B. eine große Reise oder eine intensive Prüfungsphase ansteht.
Bereitet man sich gut vor, steht einem Auslandsstudium mit Hund nichts im Wege und es kann losgehen! Wie du erfahren hast, gibt es sicherlich ein paar Einschränkungen. Auf der anderen Seite habe ich gelernt, Entscheidungen noch bewusster zu treffen. Außerdem kommt man mit den Mitstudenten, lokalen Leuten und Hundehaltern viel schneller in Kontakt.
Kurz: Man kann Erfahrungen machen, die man ohne Hund niemals oder zumindest weniger erleben würde.
In diesem Artikel habe ich mich vor allem auf die allgemeinen Herausforderungen konzentriert, die in dieser Lebenssituation auftreten können und welche Erfahrungen wir gemacht haben. Ich werde weiterhin über ähnliche und viele andere Themen über das Leben mit Hund, Tipps für dich und deinen Hund, DIY und Reisethemen schreiben. Wenn du nichts verpassen willst, dann folge uns auf Pinterest und trage dich unten in den Newsletter ein.
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