Dass es Physiotherapie für Hunde gibt, ist bisher sogar unter Hundehaltern nicht sehr weit verbreitet und bekannt. In einer eigenen Umfrage auf den sozialen Kanälen hat sich dieser Eindruck bestätigt. Nur 12 % derjenigen, die geantwortet haben, waren überhaupt mal mit dem Hund bei einer Krankengymnastik. Diese Zahl ist natürlich nicht repräsentativ, zeigt aber doch eine gewisse Tendenz, wie (nicht-)präsent dieses Thema ist. Ich persönlich bin zum ersten Mal damit in Berührung gekommen, nachdem Jake eine OP an den Kreuzbändern hatte. Dass die Physiotherapie heute überhaupt wahrgenommen wird und immer mehr im Kommen ist, hat allerdings gute Gründe.
Was ist Hundephysiotherapie?
Die Hundephysiotherapie unterscheidet sich zunächst einmal gar nicht so stark von der Physiotherapie beim Menschen. Je nachdem, welche Einschränkungen oder Verletzungen der Hund hat, gibt es verschiedene Methoden der Behandlung. Massagen, Kälte- oder Wärmeanwendungen, Lauftraining oder Koordinationsübungen sind einige von vielen Möglichkeiten der Physiotherapie bei Hunden. Die Ziele der Methoden sind z.B. Muskelaufbau, Lockerung des Muskelgewebes, Förderung der Durchblutung, Stabilisierung des Gleichgewichts oder die Wiederherstellung des „gewohnten“ Bewegungsapparates.
Wann braucht ein Hund Physiotherapie?
Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, wann Hunde eine Physiotherapie in Anspruch nehmen sollten. Nach Operationen empfiehlt es sich u.U. dringend, die Regeneration danach durch eine Krankengymnastik zu unterstützen. Das gilt v.a. bei Verletzungen, die unmittelbar beim Laufen betroffen sind (wie z.B. Knie, Beine, Rücken). Im Falle von Jake war es eine bereits erwähnte OP an den Kreuzbändern, worüber ich einen separaten Artikel geschrieben habe.
Zeigt ein älterer Hund Anzeichen einer Arthrose, können verschiedene Übungen die Schmerzen verringern und den Verlauf der Arthrose verlangsamen. Bildlich betrachtet „rostet“ der Körper von älteren Hunden mit der Zeit auch etwas ein. Hier kann man ebenso unterstützend entgegenwirken und dem Bewegungsapparat eine neue „Frische“ verleihen.
Physiotherapeuten für den Hund? Schnell gefunden!
Im Gegensatz zu Hundetrainern ist die Auswahl bei Physiotherapeuten deutlich eingeschränkter. Für mich persönlich ist das ja so: Wenn es jemanden heutzutage nicht auf Google zu finden gibt, dann existiert dieser Jemand auch nicht. In meinem Fall musste im Umkreis von Würzburg nach einem passenden gesucht werden und wir wurden bei Natascha Kuchenmeister in Würzburg* fündig. Warum bei ihr? Weil sie die – nach meinem Wissen – einzige eigenständige Praxis im Umkreis war, die auch ein Unterwasserlaufband hat (warum das so gut ist, liest du weiter unten). Außerdem war sie tatsächlich über Google auffindbar und auf ihrer Homepage hinterlässt sie einen guten ersten Eindruck.
Übrigens wurde uns eine Physiotherapie vom Arzt nicht explizit empfohlen, sondern haben nur ein „kann man machen“ auf entsprechende Nachfrage bekommen. Da mein Hund Jake nach einigen Monaten immer noch nicht rund lief, sind wir selbst aktiv geworden. Kann also passieren, dass auch DU nach einer OP keinen entsprechenden Hinweis vom Arzt bekommst.
Physiotherapie – unsere Erfahrung
Beim ersten Treffen gab es zuerst eine gründliche Anamnese. Bei einer Anamnese werden sämtliche Informationen über den Hund kommuniziert und „auf den Tisch gelegt“ wie z.B. die Diagnose (bei Jake: Kreuzbandriss), sein Gangbild und eine Überprüfung der Muskulatur. Nachdem sich die Physiotherapeutin eine Übersicht über den Zustand von Jake gemacht hatte, haben wir einen Behandlungsplan besprochen. Der kann bei jedem Hund anders aussehen, je nachdem, was bei der Anamnese rauskommt. Gleich beim ersten Treffen ging es auch direkt ans Eingemachte, indem Jake zuerst eine Massage bekommen hat.
So eine Massage kann (wie die meisten von uns bereits wissen) Schmerzen lindern und Spannungen lösen. Außerdem gab es verschiedene Dehnübungen, die den Bewegungsradius der Beine vergrößern und auf das Niveau von vor der OP wiederherstellen sollten.
Am Anfang war es für Jake unangenehm und er hatte auch leichte Schmerzen. Das besserte sich aber sehr schnell. Nach einigen Sitzungen hatte man schon das Gefühl, dass er sich heimlich darauf freut, durchgeknetet zu werden…
Nachdem alles gelockert war und er seine Dehnübungen hinter sich gebracht hatte, stand noch eine Laufeinheit auf dem Unterwasserlaufband an.
So ein Laufband ist eine tolle Sache, da es gleichzeitig der Anspannung und Entlastung von Muskeln dient. Auf der einen Seite ist es anstrengender, durch Wasser zu laufen, besonders wenn es bergauf geht (das Laufband war mit einer Steigung eingestellt). Andererseits werden die Beine entlastet, da nicht das ganze Körpergewicht Richtung Boden wirkt. Wie man auf den Bildern erkennen kann, ist nämlich ein Teil seines Körpers oberhalb der Beine ebenfalls im Wasser.
Die Laufeinheiten wurden bei jeder Sitzung um zwei Minuten verlängert, sodass er am Ende ganze 20 Minuten gelaufen ist (mit einer Pause dazwischen – in der stand er im wahrsten Sinne des Wortes wie ein begossener Pudel im Wasser).
Nach der Einheit war erst einmal abtrocknen angesagt. Die erste Sitzung war nun vorbei.
Zusätzlich zu den Sitzungen gab es aber auch Hausaufgaben für uns. Die Physiotherapeutin zeigte ein paar Übungen, die wir Zuhause machen sollten. Somit war also sichergestellt, dass Jake jeden Tag ein Mindestmaß als Gymnastik und Bewegung hatte.
Mein Fazit
Bevor wir die Physiotherapie angefangen haben, konnte Jake nicht besonders gut laufen. Er humpelte teils sehr stark und war ein echter Problembär. Auch war seine Muskulatur sehr unausgeglichen. Er hatte auf der linken Seite eine normal ausgeprägte Muskulatur, auf der rechten jedoch eine sehr schwache. Dadurch, dass er nach seiner OP die Belastung gezielt auf die linke Seite gelegt hatte, um Schmerzen zu vermeiden, haben sich mit der Zeit die Muskeln auf der rechten Seite abgebaut.
Nach insgesamt 5 Wochen und 10 Sitzungen sieht das Ganze nun ganz anders aus. Arnold Schwarzenegger hätte sicherlich eine Menge Respekt davor, wie schnell Jake Muskeln aufgebaut hat. Außerdem hat sich sein Gang in den letzten Wochen sehr verbessert und ist nun nahezu auf dem Normalzustand.
Es kann natürlich passieren, dass er sich wieder verletzen wird, besonders wenn er schon einmal eine OP hatte. Die Wahrscheinlichkeit kann man mithilfe einer Physiotherapie allerdings senken, indem man den Körper und die Muskeln stärkt. Ich kann es jedem Hundehalter nur anraten, mal darüber nachzudenken, besonders nach einer OP.
Ich bin jedenfalls froh, mit dem Hund zur Physiotherapie gegangen zu sein, weil es ihm nun viel besser geht als davor.
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*Die Namensnennung und Verlinkung erfolgte freiwillig. Ich habe für die Physiotherapie den vollen Preis bezahlt und keinerlei Vorteile erhalten. Mit Erlaubnis von Natascha Kuchenmeister darf ich die gemachten Fotos auf dem Blog veröffentlichen.
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